4,1 Millionen Euro für Leukämieforschung

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Seitdem der spanische Tenor José Carreras 1987 an Leukämie erkrankte, setzt er sich für die Erforschung und Heilung der Blutkrankheit ein. Quelle: José Carreras Leukämie-Stiftung

06.09.2012  - 

Die José Carreras Leukämie-Stiftung unterstützt mit rund 4,1 Millionen Euro 19 Forschungsprojekte, die zu einem besseren Verständnis der bösartigen Blutkrankheit beitragen sollen. Mit dem Geld wird außerdem der Aufbau eines überregionalen pädiatrisch-onkologischen Prüfzentrums in Hannover gefördert. So sollen mehr Kinder die Möglichkeit erhalten, an potentiell lebensrettenden klinischen Studien teilzunehmen.

Der spanische Tenor José Carreras war 1987 selbst an Leukämie erkrankt. Aus Dankbarkeit über die eigene Heilung gründete er 1988 die Fundación Internacional José Carreras para la lucha contra la leucemia mit Sitz in Barcelona. Nach der Errichtung weiterer Stiftungen in den USA und der Schweiz, wurde 1995 schließlich der Verein Deutsche José Carreras Leukämie-Stiftung e.V. mit Sitz in München ins Leben gerufen. Das gemeinsame Ziel aller Stiftungen gab der Namenspate selbst vor: „Leukämie muss heilbar werden. Immer und bei jedem.“

Seit Gründung mehr als 900 Projekte gefördert

Im Kampf gegen die Leukämie setzt die deutsche José Carreras-Stiftung vor allem auf die Forschung: Die Projekte sollen helfen, Lebenszeit und -qualität von Patienten weiter zu verlängern beziehungsweise anzuheben und Diagnostik und Therapie von Leukämien und bösartigen Bluterkrankungen zu verbessern. In sogenannten Strukturprojekten wird zudem der Bau von Forschungs- und Behandlungseinrichtungen gefördert. Außerdem fördert der Verein den Aufbau und die Arbeit von Selbsthilfegruppen und Elterninitiativen. Seit Gründung wurden mehr als 900 Projekte mit einer Gesamtsumme von mehr als 100 Millionen Euro gefördert.

José Carreras Leukämie-Stiftung e.V.

Die gemeinnützige José Carreras Leukämie-Stiftung wurde 1988, nachdem der spanische Tenor José Carreras an Leukämie erkrankte, in Barcelona gegründet. Mit dem Ziel, die Krankheit weltweit besser verstehen und bekämpfen zu können, wurden weitere Stiftungen in den USA, der Schweiz und Deutschland gegründet. Die Stiftung unterstützt zahlreiche Forschungsprojekte mit rund 4,1 Millionen Euro.

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In der aktuellen Förderrunde profitiert vor allem die Medizinische Hochschule Hannover (MHH): Neben zwei Forschungsarbeiten wird auch ein Strukturprojekt in der niedersächsischen Landeshauptstadt gefördert. Basant Kumar Thakur von der Abteilung für Pädiatrische Hämatologie und Onkologie untersucht die Genregulation in primären Leukämiezellen. Bei der Entstehung der bösartigen Erkrankung spielt die Überaktivierung eines NAMPT/SIRT genannten Signalwegs eine wichtige Rolle. Dadurch wird ein anderes Protein, p53, blockiert. Dieses häufig als Wächter des Genoms bezeichnete Protein schützt die Zellen eigentlich vor bösartigen Veränderungen im Erbgut. Thakur will nun herausfinden, ob eine Blockade des NAMPT/SIRT Signalwegs die Funktion von p53 in primären Leukämiezellen wiederherstellen kann.

Zellen künstlich altern lassen

In der Abteilung für molekulare Hämatopoese der MHH arbeitet Julia Skokowa, deren Arbeiten ebenfalls durch die Leukämie-Stiftung unterstützt werden. Ihr Ziel: Leukämiezellen künstlich altern lassen und so neue Therapieoptionen entwickeln. Skokowa konzentriert sich bei ihren Untersuchungen auf das Zusammenspiel zweier Proteine. Zum einen LIF1, dass als Transkriptionsfaktor wiederum die Bildung vieler anderer Proteine steuert, und auf der anderen Seite HCLS1, welches das Zellaltern, die zelluläre Seneszenz, von myeloischen Leukämiezellen hemmt. HCLS1 ist in Leukämiezellen besonders aktiv – und verhindert so, dass die Zellen älter werden und absterben.

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Besserer Studienzugang für Kinder

Außerdem ist in Hannover das einzige in der aktuellen Förderrunde berücksichtigte Strukturprojekt angesiedelt. Es soll den Zugang zu medizinischen Studien für an Leukämie erkrankte Kinder erleichtern. Denn an Therapiestudien mit neuen, innovativen Medikamenten für Kinder und Jugendliche mit Leukämie nehmen in der Regel deutschlandweit nur drei bis fünf Kliniken teil, weshalb zurzeit die meisten Kinder für eine Teilnahme in ein entsprechendes Zentrum gebracht werden müssen. Für die betroffenen Kinder und ihre Familien stellen der Wechsel sämtlicher Bezugspersonen sowie die räumliche Distanz in der eventuell letzten Lebensphase eine enorme emotionale Belastung dar. Andererseits ist es nicht zu vertreten, auf eine möglicherweise lebensrettende Therapie zu verzichten. Das Modellprojekt unter der Leitung von Prof. Dr. Dirk Reinhard will dieses Dilemma beheben: In dem neuen Prüfzentrum sollen die regulatorischen, dokumentarischen und administrativen Aufgaben von einem zentralen Studienbüro übernommen werden, während die qualifizierte medizinische Behandlung und Versorgung in den regionalen Zentren umgesetzt wird.

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