Wissenschaftsrat: 462 Millionen Euro für neue Forschungsbauten

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In diesem Jahr empfiehlt der Wissenschaftsrat Neubauten an Hochschulen im Gesamtwert von 462 Mio. Euro. Quelle: Andreas Hermsdorf/pixelio.de

13.07.2011  - 

Der Wissenschaftsrat hat entschieden: Jedes Jahr schlägt das Gremium eine Liste von Forschungsneubauten an deutschen Hochschulen vor, die von Bund und Ländern gefördert werden sollen. In diesem Jahr schafften es 16 der insgesamt 31 von den Ländern vorgeschlagenen Bauprojekte auf die Liste. Dabei waren vor allem Anträge aus den Lebenswissenschaften erfolgreich – auch solche mit Bezug zur Biotechnologie. Folgt die Gemeinsame Wissenschaftskonferenz im Oktober den Empfehlungen des Wissenschaftsrates, werden die Neubauten an Hochschulen mit insgesamt 462 Millionen Euro gefördert.

  

Mit der sogenannten Föderalismusreform I, mit der die Kompetenzen von Bund und Ländern neu verteilt wurden, fiel dem Wissenschaftsrat im Jahr 2006 eine wichtige Aufgabe zu. Jedes Jahr erstellt er nun eine Empfehlungsliste, welche Neubauten an Hochschulen von der öffentlichen Hand gefördert werden sollen, um die Unis für den internationalen Wettbewerb fit zu machen. Die Fördermittel werden je zur Hälfte von Bund und Ländern getragen, die jährlich jeweils insgesamt 298 Millionen Euro bereitstellen; davon sind je 85 Millionen Euro für Forschungsgroßgeräte vorgesehen.

Wissenschaftsrat

Aus den Lebenswissenschaften sind derzeit folgende Mitglieder im Rat vertreten:

Antje Boetius

Professorin für Geomikrobiologie an der Universität Bremen

Anne Friedrichs

Präsidentin der Hochschule für Gesundheit, Bochum 

Hans-Jochen Heinze

Professor für Neurologie an der Universität Magdeburg

Hans-Christian Pape

Direktor des Instituts für Physiologie I an der Universität Münster

Renate Renkawitz-Pohl

Professorin für Entwicklungsbiologie der Tiere an der Universität Marburg

Bernhard Schink

Professor für Mikrobielle Ökologie und Limnologie an der Universität Konstanz

Babette Simon

Professorin für Innere Medizin, Präsidentin der Universität Oldenburg

Stefan Zeuzem

Direktor der Medizinischen Klinik I  der Universität Frankfurt am Main

   

„Alle ausgewählten Projekte sind von nationaler, teilweise auch internationaler Bedeutung und befassen sich mit aktuellen Fragestellungen“, teilte der Wissenschaftsrat am 11. Juli mit. Sechs der jetzt empfohlenen Vorhaben besitzen auch einen biotechnologischen Bezug, sie werden mit insgesamt 223 Millionen Euro gefördert. Der Wissenschaftsrat hat in diesem Jahr zum sechsten Mal Empfehlungen für Forschungsneubauten vorgelegt.  

 

Die Projekte mit biotechnologischem Bezug im Einzelnen:

  • Zentrum für Pharmaverfahrenstechnik
    Universität Braunschweig
    29 Millionen Euro
    In Braunschweig sollen künftig Verfahrenstechniker und Pharmazeuten gemeinsam an den Medikamenten von morgen forschen. „Unser Konzept setzt an drei Stellen an“, erklärt Arno Kwade. Er ist Sprecher der Antragssteller und Leiter des Instituts für Partikeltechnik der TU Braunschweig. „Wir wollen die Produktionsverfahren für Arzneimittel verbessern und dadurch Kosten sparen.“ Mit den Erfahrungen aus Pharmazie und Nano-Produktionstechnik wollen die Braunschweiger nun Methoden entwickeln, die diese Substanzen wirksamer und gleichzeitig optimal verträglich machen, indem sie besser im Körper aufgenommen werden. Auch dem Trend zur personalisierten Medizin trägt das Konzept für das Pharmatechnik-Zentrum Rechnung. So soll auch geklärt werden, wie spezielle Wirkstoffkombinationen und Dosierungen maßgeschneidert auf den jeweiligen Organismus produziert werden können. Insgesamt sollen 14 Arbeitsgruppen den Neubau nutzen, der Platz für insgesamt 121 Personen sowie für die erforderlichen Großforschungsanlagen bieten soll.
     
  • Paul Klein-Zentrum für Immunintervention
    Universitätsmedizin Mainz
    34 Millionen Euro
    Ziel des Instituts ist es, Ergebnisse immunologischer Grundlagenforschung zügig in klinische Anwendungen umzusetzen. „Mit der Errichtung des Paul Klein-Zentrums für Immunintervention (PKZI) gewinnen wir ideale Voraussetzungen, um unsere bereits vorhandene Expertise in der anwendungsorientierten immunologischen Forschung zu bündeln und auszubauen", sagte der Vorstandsvorsitzende der Universitätsmedizin Guido Adler. Im Jahr 2015 soll der 4.300 Quadratmeter große Neubau bezugsfertig sein und dann Arbeitsflächen für rund 200 Mitarbeiter bieten. 
  • Comprehensive Heart Failure Center
    Julius-Maximilians-Universität Würzburg
    53 Millionen Euro 
    In Würzburg steht eines von insgesamt drei bayerischen Neubau-Projekten. Ziel des Zentrums ist die interdisziplinäre Erforschung der Herzinsuffizienz und ihrer Behandlungsmöglichkeiten. Schon jetzt beschäftigen sich viele Forscher an der Würzburger Universität mit diesem Thema. Das neue Gebäude soll die jetzt noch über den gesamten Campus verstreut arbeitenden Gruppen unter einem Dach zusammenführen.
     
  • Forschungszentrum für Translationale Onkologie
    Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München
    54 Millionen Euro 
    In München arbeiten Mediziner und Ingenieure künftig gemeinsam an neuartigen Verfahren für die Diagnose und Therapie von Krebserkrankungen. Damit führt das zur Technischen Universität München gehörende Klinikum zwei seiner nach eigener Einschätzung besonders starken Forschungsfelder zusammen: die molekularbiologische Forschung an klinisch relevanten Tumortiermodellen und die ingenieur- und naturwissenschaftlichen Forschung an bildgebenden Verfahren. So soll ein deutschlandweit einzigartiges Institut entstehen.
     
  • 1 GHz NMR-Spektrometer
    Universität Bayreuth
    12 Millionen Euro
    Das kleinste vom Wissenschaftsrat in Bayern positiv begutachtete Projekt entsteht am Nordbayerischen Zentrum für hochauflösende NMR an der Universität Bayreuth. Dort soll ein 1GHz-Kernspinresonanz-Spektrometer (NMR-Spektrometer) mit der in Deutschland derzeit maximal verfügbaren Magnetfeldstärke installiert werden. Forscher nutzen solche Geräte, um große Moleküle mit höchster Präzision zu untersuchen. So lassen sich beispielsweise die dreidimensionalen Strukturen von Proteinen mit dieser Technik analysieren. So wollen die Forscher in Bayreuth künftig die biologischen Abläufe bei Krankheiten auf molekularer Ebene studieren und neue Erkenntnisse für die Wirkstoffforschung gewinnen.
     
  • Pädiatrisches Zentrum für Stammzelltransplantationen und Zelltherapie
    Universität Frankfurt am Main
    15 Millionen Euro
    Mit dem neuen Frankfurter Institut sollen neue Therapien schneller als bisher in die Klinik überführt werden. Im Fokus des Zentrums steht die Entwicklung von Stammzelltransplantationsverfahren, die auch bei genetisch nicht optimal passenden Spendern noch funktionieren. Bereits heute ist Frankfurt ein wichtiges Zentrum für Stammzelltransplantationen: Etwa 20 Prozent aller Eingriffe dieser Art bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland werden dort durchgeführt. In den bisherigen Räumlichkeiten, bleibt nach Angaben der Universität kaum Platz, um neben der Behandlung von Patienten auch experimentelle Verfahren weiterzuentwickeln. Daher ist der Neubau notwendig. In das 1100 Quadratmeter große Gebäude am Campus Niederrad sollen nach Bauabschluss vier Forschergruppen mit insgesamt 57 Mitarbeitern einziehen.
  • Forschungszentrum für Augenheilkunde
    Universiät Tübingen
    26 Millionen Euro
    Das 3.400 Quadratmeter große Gebäude soll der letzte Baustein für das bereits etablierte Zentrum für Neurosensorik werden. An dem Institut sollen chirurgisch und neurologisch/internistisch ausgerichtete Wissenschaftler zusammenarbeiten, um neue Therapien für Augenkrankheiten zu entwickeln. Ein besonderer Schwerpunkt liegt dabei auf der Analyse genetischer Ursachen und Risikofaktoren. Auch die Erprobung von  sensitiveren Diagnoseverfahren und gentherapeutischen Behandlungsansätzen ist geplant. Bei Fertigstellung 2014 sollen etwa 134 Mitarbeiter aus zwölf Arbeitgruppen in dem neuen Gebäude forschen.

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