Wochenrückblick KW 41

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Forscher aus Halle haben in Kalifornischen Miesmuscheln Eiweiße entdeckt, die vor Umweltgiften schützen. Quelle: Till Luckenbach/UFZ

14.10.2008  - 

biotechnologie.de hat für Sie acht aktuelle Nachrichten zur Biotech-Branche aus den vergangenen Tagen zusammengefasst:



 

Neuem Therapieansatz bei Lymphdrüsenkrebs auf der Spur +++ Wie Umweltchemikalien Giftstoffbarriere von Muscheln knacken +++ Forschungszentrum für Diabetes unter dem Dach der Leibniz-Gemeinschaft +++ RNA-Moleküle von Berlin aus auf Weltraumtour geschickt +++ Qiagen kauft im Sequenziergeschäft zu +++ NRW investiert 17 Millionen Euro für Nachwuchsforscher +++ Atlas zeigt Antibiotika-Resistenzen in Deutschland +++ Bochumer Forscher klären Struktur von wertvollen Enzymen auf





 

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Dossier: Mit Biotechnologie gegen Krebs

Neuem Therapieansatz bei Lymphdrüsenkrebs auf der Spur: Das Hodgkin-Lymphom ist ein häufiger Lymphdrüsenkrebs. Im Jahr 1994 haben Forscher herausgefunden, dass er von weißen Blutzellen (B-Zellen) abstammt, aber viele Merkmale dieser Immunzellen verloren hat. Nun haben Wissenschaftler um Björn Lamprecht vom Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin und Stepan Mathas von der Charité - Universitätsmedizin Berlin in den Krebszellen erstmals einen Botenstoff (Interleukin 21) gefunden, der eigentlich von anderen Immunzellen, den T-Zellen, hergestellt wird. Wie die Forscher im Fachmagazin Blood (2008, Vol. 112. Nr. 8, S. 3339-3347) berichten, fördert Interleukin 21 das Wachstum der Krebszellen und hilft ihnen, dem Immunsystem zu entkommen. Langfristig, so die Forscher, könnte die Blockade dieses Botenstoffs ein neuer Therapieansatz sein.

Mehr Informationen beim Max-Delbrück-Centrum: hier klicken



 

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Menschen: Ingo Grunwald: Muschelklebstoff und Frostschutz-Lack

Wie Umweltchemikalien Giftstoffbarriere von Muscheln knacken: Zellen besitzen Mechanismen, die es ihnen ermöglichen, mit schädlichen Substanzen umzugehen und zu überleben. Ein solcher Schutzmechanismus wird zum Beispiel durch Transporteiweiße gebildet, die in der Zellmembran sitzen und als molekulare „Pumpen“ verhindern, dass sich giftige Verbindungen in der Zelle anreichern. Einen solchen Abwehrmechanismus machen sich auch Muscheln zunutze. So kann die Kalifornische Miesmuschel (Mytilus californianus) über 20 Liter Wasser pro Stunde durch ihre Kiemen pumpen. Die aktive Barriere schützt den Organismus vor schädlichen Substanzen im Wasser. Wissenschaftler um Till Luckenbach vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) in Halle haben nun gemeinsam mit amerikanischen Kollegen von der Stanford University zwei schützende Transportereiweiße identifzieren können. Wie sie im Fachmagazin Environmental Science & Technology (2008, Vol. 42, S. 3914-3920) berichten, gehören sie zu den so genannten ABC-Transportern. Diese Klasse von Membranproteinen ist nach einem gemeinsamen Strukturelement benannt: der ATP-bindenden Kassette (von englisch: ATP binding cassette, ABC). ABC-Transporter sind eine der größten bekannten Proteinfamilien, die in Organismen vom Bakterium bis hin zu Säugetieren vorkommen. „Die Proteine sitzen in der Zellmembran und sorgen dafür, dass Stoffe, die nicht in die Zelle hineingehören, wieder heraustransportiert werden – ähnlich wie bei einer Pumpe, die eindringendes Wasser aus einem Schiff abpumpt“, erläutert Luckenbach, der seine Arbeiten in Kalifornien an der Hopkins Marine Station der Stanford University mit Untersuchungen an Miesmuscheln begann und sie inzwischen in Leipzig an Fisch- und Säugerzellen fortsetzt. Chemikalien wie der in Pflegemitteln enthaltene Duftstoff Galaxolid können solche Transportereiweiße hemmen und so auch für andere Substanzen als Türöffner dienen. Mit ihren Arbeiten legen die Forscher die Basis dafür, mehr über den Weg von Giftstoffen in biologischen Systeme erfahren.

Mehr Informationen beim Umweltforschungszentrum: hier klicken



 

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News: Diabetes Typ 2 - Neuen Risikogenen auf der Spur

 Forschungszentrum für Diabetes unter dem Dach der Leibniz-Gemeinschaft gegründet: Die Leibniz-Gemeinschaft hat ein Forschungszentrum für Diabetes und Stoffwechselerkrankungen gegründet, das von drei führenden Diabetologen in Deutschland koordiniert wird: Prof. Michael Roden, Deutsches Diabetes-Zentrum (DDZ) in Düsseldorf, Prof. Hans-Georg Joost, Deutsches Institut für Ernährungsforschung (DIfE) in Potsdam-Rehbrücke, und Prof. Hans-Ulrich Häring, Universitätsklinikum Tübingen. Wie die Leibniz-Gemeinschaft berichtet, soll die Kombination der Forschung an den drei Standorten das gesamte Feld des Typ-2-Diabetes abdecken. Diese Form der Erkrankung ist mit rund sechs Millionen Fällen in Deutschland die häufigste und zählt aus volkswirtschaftlicher Sicht zu den teuersten chronischen Leiden. "Mit der Gründung des Leibniz-Zentrums wollen wir notwendige Strukturen zur Lösung des Problems 'Diabetes mellitus' schaffen", sagt Leibniz-Präsident Ernst Th. Rietschel. Am DDZ und am DIfE sei die Exzellenz der Forschung durch wiederholte Evaluierungen seit vielen Jahren belegt. "Unser strikt unabhängiges Qualitätssicherungsverfahren mit extern und international besetzten Gutachtergremien bürgt dafür, dass Einheiten mit hoher internationaler Reputation ihre Kräfte zusammenfassen", unterstreicht der Leibniz-Präsident.

Mehr Informationen bei der Leibniz-Gemeinschaft: hier klicken



 

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Forscherprofil: Oliver Ullrich - Den Zellen im Weltall auf der Spur

RNA-Moleküle auf Weltraumtour geschickt: Am 12. Oktober sind insgesamt 50 Proben mit Ribonukleinsäuren (RNA) mit der russischen Sojus-Rakete  zur internationalen Weltraumstation ISS auf den Weg gebracht worden. Die in Plastikschläuchen verpackten, tief gefrorenen Proben stammen aus dem Labor des Biochemikers Volker Erdmann von der FU Berlin und sollen insgesamt 12 Tage im All verbringen. Gemeinsam mit seinen Kollegen vom Berliner RNA-Netzwerk  will der Wissenschaftler der genauen Struktur und Funktion der RNA-Moleküle auf die Spur kommen und etwa herausfinden, welches RNA-Molekül zum Beispiel die Umwandlung von einer normalen Zelle in eine Krebszelle bewirkt. Im Weltall sollen die RNA-Moleküle unter optimalen Bedingungen zu gleichmäßigen Kristallen wachsen. Dadurch erhoffen sich die Forscher Einblicke in die atomaren Strukturen der winzigen Moleküle – ein wichtiger Schritt bei der Entwicklung neuer Therapien und Diagnostika.

Mehr Informationen bei der FU Berlin: hier klicken



 

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News: Bundeskabinett billigt Entwurf für Gendiagnostikgesetz

 Qiagen kauft im Sequenziergeschäft zu: Der Biotechnologie-Dienstleister Qiagen hat sich im Sequenziergeschäft verstärkt. Wie das Unternehmen am 1. Oktober  berichtet, hat es die Erbgutentschlüsselungs-Sparte des schwedischen Pharmachemie-Unternehmens Biotage für insgesamt 53 Millionen Dollar erworben. Hinzukommen weitere bis zu 7 Millionen Dollar, die Qiagen abhängig von bestimmten Umsatzzielen zahlen wird. Mit der Übernahme erwirbt Qiagen eine von den Schweden patentierte Technologie zur DNA-Sequenzierung, das sogenannte Pyrosequencing. Diese wird insbesondere bei der Entschlüsselung ganzer Genome eingesetzt. In der weit verbreiteten Grundform dieser Technologie können DNA-Sequenzen von bis zu 100 Basenpaaren in Echtzeit zu einem Preis von einem US Dollar ausgelesen werden. Der Einsatz der Technologie soll bei Qiagen im nächsten Jahr rund 15 Millionen Dollar zum Umsatz beitragen.

Mehr Informationen bei Qiagen: hier klicken


 

NRW investiert 17 Millionen Euro für Nachwuchsforscher: Nord-Rhein-Westfalen (NRW) hat ein neues Förderprogramm für Nachwuchsforscher gestartet. Dafür stehen in den nächsten fünf Jahren bis zu 17 Millionen Euro  zur Verfügung, pro Forschergruppe sind maximal 280.000 Euro im Jahr geplant. Wie das NRW-Innovationsministerium am 8. Oktober vermeldete, wird das Land jeweils die Hälfte der Förderung übernehmen, den anderen Anteil müssen die jeweiligen Universitäten, Drittmittelgeber und Sponsoren tragen. Bewerben können sich alle nordrhein-westfälischen Universitäten, die eine neue Forschergruppe in den Bereichen Energieforschung, Nanotechnologie, Geistes- und Gesellschaftswissenschaften oder Neurowissenschaften gründen wollen. Insgesamt sollen durch diese individuelle Förderung landesweit bis zu 14 neue Jungforschergruppen entstehen. „Mit dem Rückkehrerprogramm haben wir darum geworben, hervorragende Nachwuchsforscher nach NRW zu holen. Jetzt geht es darum, die Attraktivität des Standorts für unsere eigenen Nachwuchskräfte weiter zu verbessern“, sagte Minister Andreas Pinkwart. Die Bewerbungsfrist endet am 31. Dezember.

Mehr Informationen beim NRW-Innovationsministerium: hier klicken



 

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GO-Bio-Projekt: Neue Antibiotika gegen resistente Krankheitserreger

Atlas zeigt Antibiotika-Resistenzen in Deutschland: Zahlreiche bakterielle Krankheitserreger wie Staphylococcus aureus, Escherichia coli und Enterokokken sind unempfindlicher gegen Antibiotika geworden, so dass die durch sie ausgelösten Krankheiten bei Menschen wie Tieren immer schwieriger zu behandeln sind. So infizieren sich allein in Deutschland jedes Jahr zwischen 500.000 und einer Million Patienten in der Klinik mit multiresistenten Erregern. Fast jede siebte Infektion geschieht auf der Intensivstation. Die Entwicklung solcher schwer behandelbaren Krankenhauskeime hängt auch mit einem massiven Gebrauch von Antibiotika zusammen. Das ist  das Ergebnis einer am 9. Oktober vorgestellten gemeinsamen Veröffentlichung des Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit, der Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Chemotherapie und der Infektiologie am Universitätsklinikum Freiburg. Mit dem vorgelegten Antibiotika-Resistenz und -Verbrauchsatlas „GERMAP 2008“ stehen erstmals für Deutschland in einer Zusammenschau Informationen zur Resistenzhäufigkeit bakterieller Erreger und zum Verbrauch von Antibiotika in der Human- und Veterinärmedizin zur Verfügung. Der Atlas ist ein erster Schritt, um die Risiken bestehender und potenzieller Resistenzentwicklungen zu bewerten und Empfehlungen für die Behandlung von Menschen und Tieren mit Antibiotika zu entwickeln. Der Atlas stellt auf rund 160 Seiten Daten zu zahlreichen relevanten Infektionserregern und zum Verbrauch von Antibiotika in der Human- und Veterinärmedizin dar. Demnach werden jeden Tag mehr als 700 Kilogramm Antibiotika in Deutschland geschluckt. Pro Jahr summiert sich das auf 250 bis 300 Tonnen. Ein Drittel aller Antibiotika erhalten Patienten im Krankenhaus. Die zusammengeführten Daten stammen aus unterschiedlichen Monitoringprogrammen, Einzelprojekten, Krankenhäusern und aus dem ambulanten Bereich. Die Autoren kritisieren, dass Fehler bei der Verschreibung und dem Umgang mit Antibiotika in der Human- und Veterinärmedizin, aber auch bei Landwirten und Patienten die Entstehung antimikrobieller Resistenzen fördert. Jede überflüssige Antibiotikatherapie begünstige die Entwicklung von Resistenzen, heißt es.

Mehr Informationen beim BVL: hier klicken



 

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News: Strukturbiologen klären Wirkungsweise von wichtigem Antibiotikum auf

Bochumer Forscher klären Struktur von wertvollen Enzymen auf: Viele Krankheiten wie Diabetes und Krebs entstehen unter anderem dadurch, dass Zellen untereinander fehlerhaft kommunzieren. Solche Fehler können zum Beispiel entstehen, wenn es Störungen bei kleinen Molekülen gibt, die von Zellen häufig als Botenstoff zur Signalweiterleitung in ihrem Inneren verwendet werden. Ein solcher Botenstoff ist das zyklische Guanosinmonophosphat (cGMP), das beim Menschen etwa bei der Regulation des Blutdrucks und beim Sehvorgang eine zentrale Rolle spielt. Seine Herstellung wiederum obliegt bestimmten Enzymen, den Guanylatzyklasen, die bislang aus Forschersicht ein Schattendasein fristeten: Da sie schwierig zu gewinnen sind, wusste man wenig über sie. Bochumer Forscher haben das jetzt geändert. Wie das Team um Clemens Steegborn von der Ruhr-Universität-Bochum (RUB) im Fachmagazin Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS, 7. Oktober 2008, Onlinevorabpublikation) berichtet, konnten erstmals Guanylatzyklasen in Bakterien aufgespürt werden. Darauf aufbauend haben die Wissenschaftler die räumliche Struktur der Enzyme aufgeklärt. Dieses Wissen ist für Therapieentwickler sehr wertvoll, da die Enzyme auch als interessantes Angriffsziel für Medikamente gelten: Ist die räumliche Struktur der Enzyme verstanden, lassen sich gezielt therapeutische Ansätze entwickeln, die die Aktivität der Enzyme beeinflussen.

Mehr Informationen bei der RUB: hier klicken

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Kurzfilme zur Biotechnologie in unserer Videorubrik

Ob Medizin, Landwirtschaft oder Industrie - in unserer Videorubrik finden Sie eine ganze Reihe von Kurzfilmen, die Sie leicht verständlich in die Welt der Biotechnologie einführen. 


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Kreidezeit - Begriffe aus der Biotechnologie

Von A wie Antikörper bis Z wie Zellkultur - die Kreidezeit erklärt Begriffe aus der Biotechnologie kurz und knapp an der Tafel. Alle Videos finden Sie in unserem Filmarchiv.


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