Moderne Medizin: Schneller, präziser und nah am Patienten

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Mit 4.952 Aussteller aus 70 Nationen zählt die Medica 2015 so viele Aussteller wie noch nie. Quelle: Messe Düsseldorf, Constanze Tillmann

19.11.2015  - 

Mit knapp 5.000 Ausstellern und 130.000 Besuchern hat die diesjährige Medizintechnik-Messe Medica, die vom 16. bis 19. November in Düsseldorf stattgefunden hat, einen neuen Rekord hinlegt. Klar ist: Biotech-Therapien und Diagnostik spielen neben der Digitalisierung eine wachsende Rolle im klinischen Alltag.

 Im Rahmen der weltgrößten Medizinmesse MEDICA, die vom 16. Bis 19. November in Düsseldorf stattgefunden hat, trafen sich 130.000 Fachleute zum Erfahrungsaustausch. Mit 4.952 Ausstellern aus 70 Nationen, die sich auf einer Fläche von rund 116.000 Quadratmetern im Düsseldorfer Messegelände präsentiert haben, hat die diesjährige Medica einen neuen Rekord aufgestellt. Mehrere Politiker zeigten sich ebenfalls vor Ort. Neben Bundesforschungsministerin Johanna Wanka war Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) ebenso in Düsseldorf wie Brigitte Zypris, Staatssekretärin im Bundeswirtschaftsministerium. 

eHealth mit großem Zulauf auf der Messe
Welchen Beitrag digitale Lösungen in der Medizin leisten können, ist inzwischen für alle Akteure im Gesundheitssystem – ob für Patienten, Kliniken, Ärzte, Pharmafirmen oder Biotech-Unternehmen – eine zentrale Frage. Etliche Firmen bieten inzwischen Apps, Software oder Datenmanagementsystem an, um die Entwicklung von Therapien zu vereinfachen, den Ärzten bei der Empfehlung der richtigen Therapie zu helfen oder dem Patienten besser zu überwachen und zu analysieren. Große IT-Firmen wie Microsoft, IBM oder Google drängen ebenfalls in den Markt. Aber auch viele Biotech-Firmen wollen sich den digitalen Fortschritt der letzten Jahre zunutze machen: Zuletzt hatte die Heidelberger Bioinformatik-Firma Molecular Health mit ihrer 25-Millionen-Euro-Finanzierung für Schlagzeilen gesorgt (mehr...).

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Auf der Medica war die Digitalisierung daher eines der Top-Themen. Neue digitale Lösungen und Entwicklungen wurden sowohl beim Health IT Forum als auch im Medica Connected Healthcare Forum diskutiert, mehr als 300 Aussteller haben hierauf spezialisierte Produkte und Services angeboten. Im Rahmen des eHealth-Venture-Investment Summits stellten sich mehrere Startups vor. Als Sieger ging die französische Firma Instent hervor, die Stents künftig mit speziellen Sensoren ausstatten will, um eine Echtzeitüberwachung von Herzpatienten nach der Stent-OP zu ermöglichen und so den Heilungsprozess besser überwachen können. Andere hatten digitale Services im Gepäck, mit denen sich Patienten per Smartphone und Elektroden ihr eigenes EKG machen  (Cardiosecur) oder es als Gerät zum Testen des Hörvermögens nutzen können (Mimi). Wieder andere richten sich an Ärzte und Kliniken, ewa um den Erfolg von Therapien digital zu erfassen (Heartbeat Medical).

100 Millionen vom BMBF für Medizininformatik
Das Bundesforschungsministerium setzt ebenfalls ein Signal in Sachen Health-IT und stellte ein neuen Förderprogramm "Medizininformatik" vor. Dies soll Deutschland dazu bringen, sich im Bereich eHealth besser aufzustellen. "Versorgungsdaten und Forschungsdaten werden nicht verbunden. Wir vergeben hier große Chancen", sagte Wanka. Um den Austausch von erhobenen Daten zwischen Regelversorgung und Grundlagenforschung – wohlgemerkt in beide Richtungen – zu fördern, sollen neue technische und strukturelle Voraussetzungen geschaffen werden. Die zu entwickelnden IT-Systeme sollen die Nutzung von Daten aus Krankenversorgung, biomedizinischer und klinischer Forschung über die Grenzen von Institutionen und Standorten hinweg ermöglichen, so Wanka. Von der ersten Phase, die das BMBF über die kommenden fünf Jahre mit 100 Mio. Euro fördert, dürften sich vor allem Universitätskliniken angesprochen fühlen. Bis zum Ende der Bewerbungsfrist am 31. März 2016 sollen sie Verbünde von zwei oder mehr Kliniken sowie externen Partnern wie beispielsweise Forschungsinstituten, Hochschulen, Unternehmen oder privaten Kliniken bilden. Langfristig sollen zehn Konsortien eine Förderung erhalten.

Schneller Test auf Antibiotikaresistenzen bei Sepsis
Auf der Medica warben aber auch viele Biotech-Firmen oder Forschungseinrichtungen mit ihren Ideen zur effizienteren Behandlung von Patienten, insbesondere bei Infektionskrankheiten oder Krebs. Insgesamt 900 Aussteller kamen allein aus der Labormedizin oder der Diagnostik nach Düsseldorf. So stellte Forscher der Fraunhofer-Institute für Angewandte Informationstechnik FIT und für Lasertechnik ILT zusammen mit dem Uniklinikum Aachen und zahlreichen Industriepartnern eine neue Technologie vor, mit der Sepsis-Patienten schneller als bisher auf mögliche Antibiotika-Resistenzen untersucht werden können.  Erkrankt ein Betroffener an Blutvergiftung, auch Sepsis genannt, zählt jede Sekunde. Zwar behandeln die Ärzte hier umgehend mit einem Breitbandantibiotikum. Allerdings zeigt dies nicht immer die erhoffte Wirkung – etwa wenn die Bakterien resistent gegen die eingesetzten Medikamente sind. Bis die Erreger im Labor identifiziert und auf mögliche Resistenzen untersucht sind, vergehen üblicherweise 60 bis 100 Stunden. Zeit, die der Patient nicht hat – die meisten sterben nach etwa 48 Stunden. Allein in Deutschland erliegen jährlich 60 000 Menschen einer Blutvergiftung. Das neue Verfahren beinhaltet sowohl einen miniaturisiertes System, um Sepsis-Erreger zu markieren, zu trennen und per jeweils unterschiedlichen Antibiotika auszusetzen. Über einen optischen Aufbau berechnet ein Wachstumsmonitor, wie sich der Erreger entwickelt.  So lässt sich bereits nach einigen Stunden ermitteln, ob das jeweils eingesetzte Medikament wirkt oder ob die Bakterien dagegen resistent sind und sich großflächig ausbreiten.

Neuartiger Gewebeersatz aus Hightech-Fasern
Forscher um Svenja Hinderer am Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGB haben wiederum zusammen mit dem Universitätsklinikum Tübingen und US-Forschern neuartige zellfreie Hightech-Fasern entwickelt, die sich wie ein Implantat auf verletzte innere Organe wie geschädigte Herzmuskel aufsetzten lassen und die dann durch patienteneigene Zellen besiedelt werden. Hierfür wurden spezielle zellfreie Trägersubstrate konzipiert, die aus synthetischen und biologisch abbaubaren Polymeren bestehen und elektrisch zu Fasern versponnen werden. Dem Polymer werden zudem Proteine beigemischt, die sie ebenfalls indie hauchdünnen Fasern einspinnen. Diese wiederum haben die Fähigkeit, spezifische Zellen anzulocken, die dann an der Trägersubstanz anwachsen.

© biotechnologie.de/sw

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