Berlin: Konferenz der Stammzellforscher

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Der Präsident des Deutschen Stammzellnetzwerks, Oliver Brüstle, eröffnete die erste Jahreskonferenz am Max-Delbrück-Centrum in Berlin. Quelle: GSCN/Weigelt

13.11.2013  - 

Acht Monate nach seiner Gründung hat das Deutsche Stammzellnetzwerk (German Stem Cell Network, GSCN) in Berlin seinen ersten Jahreskongress mit rund 400 Teilnehmern abgehalten. Das Forschernetzwerk, das die Stammzellaktivitäten hierzulande bündeln und den Technologietransfer in die klinische Anwendung forcieren will, sieht sich gut für die Zukunft aufgestellt. Nach der vom Bundesforschungsministerium geförderten Startphase sind die Stammzellforscher optimistisch, dass die Förderung auch in den nächsten Jahren weitergeht. Die erste Konferenz des Netzwerks vom 11. bis 13. November am Max-Delbrück-Centrum (MDC) in Berlin-Buch bot insbesondere Nachwuchswissenschaftlern eine Plattform, um neueste Forschungsergebnisse vorzustellen. 

Erst im März 2013 wurde das Deutsche Stammzellnetzwerk aus der Taufe gehoben, mit einer Anschubförderung von 300.000 Euro durch das Bundesministerium für Forschung und Bildung (BMBF) (mehr...). „Bei den bisherigen Zusammenschlüssen von Stammzellforschern ging es in erster Linie darum, die Experten miteinander und mit der Öffentlichkeit ins Gespräch zu bringen“, sagte Gründungspräsident Oliver Brüstle vor Journalisten in Berlin-Buch. „Das Deutsche Stammzellnetzwerk fokussiert sich angesichts der rasanten Technologie- und Forschungsentwicklung des Feldes dagegen stärker auf die Translation von Forschungsergebnissen in die medizinische Anwendung.“

Stammzellnetzwerk

 Zur Website des Deutschen Stammzellnetzwerks (GSCN): hier klicken

Schneller Mitgliederzuwachs

Brüstle zog auf der Tagung ein positives Fazit des bislang Erreichten: Das Deutsche Stammzellnetzwerk zähle bereits wenige Monate nach Gründung mehr als 300 Mitglieder aus Unternehmen und Forschung. Der erste Kongress sei mit über 400 Teilnehmern mehr als gut besucht und es seien Arbeitsgruppen eingerichtet, die für den Technologietransfer wichtige Fragen aufgriffen. Neben Experten die sich Topthemen der Grundlagenforschung widmen, hat das Stammzellnetzwerk auch strategisch wichtige Themen im Blick: Eigene Arbeitsgruppen kümmern sich um angemessene Zulassungsregeln für Zelltherapien, die Aufklärung und Information der Öffentlichkeit, die Karriereförderung und Finanzierung der Stammzellforschung, die Rahmenbedingungen für klinische Studien und vieles mehr.

Forschungstrends: Von iPS bis Krebsstammzelle

Obgleich die Wissenschaftler erst seit sechs Jahren mit Hilfe von Wachstumsfaktoren Körperzellen in unbegrenzt teilungsfähige „induzierte pluripotente Stammzellen“ (iPS-Zellen) umprogrammieren können, ist das Anwendungspotenzial bereits immens. „Die Stammzellforschung ist binnen kurzer Zeit wichtig für verschiedenste Forschungsgebiete geworden“, sagte Andreas Trumpp, der designierte neue Präsident des Netzwerkes. Sie spiele etwa eine Rolle in der Erforschung des Alterns, aber auch bei der Erforschung von neurodegenerativen Erkrankungen, von Krebs oder Anämien. An seinem Heidelberger HI-STEM-Institut entwickelte Mäuse, in die patienteneigene Krebsstammzellen transplantiert worden seien, ermöglichen laut Trumpp die Identifizierung neuer Krebssubtypen und damit – langfristig – eine stärker gezielte und auf den Patienten abgestimmte Therapie. Die Erforschung von Krebsstammzellen eröffne zudem Strategien, die Metastasierung von Krebs zu verhindern.

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Humane Zellmodelle in der Industrie gefragt

Auch in einem anderen Anwendungsfeld sei das Interesse der Industrie an iPS-Zellen hoch, so Brüstle: In sogenannten humanen Zellmodellen ließen sich molekulare Störungen analysieren, die Krankheiten zugrunde liegen. Mit hunderten EU-Millionen geförderte Forschungs-Industrie-Konsortien wie Stembancc zeigen das Interesse der Industrie an der neuen Möglichkeit, Krankheiten in der menschlichen Zelle zu analysieren und von Grund auf zu verstehen. „Man muss dem Feld allerdings Zeit geben, sich zu entwickeln“, bremste der Bonner Stammzell-Pionier die Erwartungen.  Fortschritte, aber noch keine konkreten klinischen Versuche am Menschen gebe es mit Zellersatztherapien erklärte Tobias Cantz vom Stammzell-Exzellenzcluster Rebirth in Hannover. Zwar stünden aus iPS-Zellen gezüchtete Pflaster aus Herzgewebe für Infarktpatienten bereits zur Verfügung, klinische Prüfungen stünden aber noch nicht bevor. „Eine ganz wichtige Aufgabe des Stammzellnetzwerkes mit Blick auf Stammzelltherapien ist es, die Öffentlichkeit zu informieren“, betonte Brüstle. Nur so könnten hilfesuchende Patienten unseriöse Geschäftemacher von seriösen Forschern unterscheiden. In der Patientenaufklärung und Kommunikation mit der Öffentlichkeit sieht das GSCN deshalb eine wichtige Aufgabe.

© biotechnologie.de/tg

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