Wochenrückblick KW 41

14.10.2013

Bayer stockt Medikamenten-Pipeline auf

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Zwar gehört Bayer bezogen auf das Budget für Forschung und Entwicklung nicht zu den Top 10 Pharmakonzernen, weist aber eine bessere Pipeline auf, als viele davon. Quelle: Bayer AG

Bis 2015 will die Pharmasparte von Bayer fünf klinische Phase I bis II-Kandidaten in Phase III-Studien bringen.

Drei der auserwählten Wirkstoffe stammen aus dem Bereich Kardiologie. Finerenon (BAY 94-8862) ist ein oral zu verabreichender Mineralkortikoidrezeptor-Antagonist. Im Gegensatz zu ähnlichen, bereits verfügbaren Substanzen ist Finerenon kein Steroid. Bayer erhofft sich dadurch ein verbessertes Nebenwirkungsprofil. Der Phase IIb-Wirkstoff wird in den Indikationen diabetische Nephropathie und progressive Herzinsuffizienz erprobt. Eine andere IIb-Studie in der Indikation Herzinsuffizienz soll Ende 2013 beginnen. Hier wird ein orales Guanylat-Zyklase-Stimulans (BAY 1021189) getestet. Ein weiterer Kandidat für die zukünftige Phase III-Entwicklung ist Molidustat (BAY 85-3934). Der Wirkstoff soll Anämie-Patienten, die unter einer chronischen Nierenerkrankung oder terminaler Niereninsuffizienz leiden, durch das Ankurbeln der Erythropoietin-Produktion helfen. Bayer hat aber auch ein neues Krebsmittel in der Pipeline: Copanlisib (BAY 80-6946) ist ein neuer, ebenfalls oral zu verabreichender, gegen verschiedene Tumorarten verwendbarer Phosphatidylinositol 3-Kinase-Inhibitor (PI3KI). Derzeit läuft eine Phase II-Studie mit Non-Hodgkin-Lymphom-Patienten. Nummer fünf auf der Liste mit neuen Hoffnungsträgern ist sPRM (BAY 1002670). Der neuartige Progesteron-Rezeptor-Modulator soll das Leiden von Patientinnen mit symptomatischen Myomen der Gebärmutter verringern. Eine Phase III-Studie könnte laut BayerHealtcare Mitte 2014 beginnen.

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Bayer Healthcare konnte in den vergangenen Jahren einige Erfolge vermelden. Dazu zählen vor allem Xarelto  (in Partnerschaft mit Johnson & Johnson), Stivarga , Xofigo, Eylea (mit Regeneron) und Riociguat. Insbesondere das Potential des Herz-Kreislauf-Medikaments Xareltos will Bayer ausreizen. Derzeit ist es in fünf Indikationen zugelassen. Ein knappes Dutzend aktuell laufender Studien soll weitere Zulassungen bringen. Ähnliches gilt – wenn auch in kleinerem Umfang – für das Krebsmittel Xofigo und das Lungenhochdruckmedikament Riociguat. „Unsere Forschungs- und Entwicklungsabteilung hat bisher einen hervorragenden Job gemacht“, zeigt sich Bayer-Chef Marijn Dekkers zufrieden, „und auch die fünf neuen Hoffnungsträger haben das Potential die Behandlungsmöglichkeiten zum Wohle des Patienten zu erweitern.“ Mit einem F&E-Budget von 2,5 Milliarden US-Dollar gehört Bayer nicht zu den Top 10 - Pharmakonzernen, weist aber eine umfangreichere Pipeline als viele von ihnen auf.

 

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Sartorius übernimmt TAP für 33 Millionen Euro

Mit den kleinvolumigen Fermentern von TAP kann Sartorius eine Lücke in seinem Produktportfolio schließen. <ic:message key='Bild vergrößern' />
Mithilfe der kleinvolumigen Fermenter von TAP kann Sartorius eine Lücke in seinem Produktportfolio schließen. Quelle: Sartorius AG

Übernahme im Bioreaktor-Markt: Der Göttinger Labortechnik-Spezialist Sartorius kauft seinen britischen Wettbewerber TAP Biosystems für 33 Millionen Euro.

Das Göttinger Unternehmen sicher sich  damit Zugriff auf die kleinvolumigen Fermenter von TAP und schließt damit eine Lücke im Produktportfolio. Mini-Fermenter, also Reaktionsbehälter für den Labortisch, erfreuen sich zunehmender Beliebtheit in der Entwicklung neuer Bioprozesse zur Herstellung rekombinanter Proteine. Dank eines ausgefeilten Zellkultivierungs- und Sensorensystems sind die Ergebnisse leicht skalierbar, lassen sich also auf große Produktionsfermenter übertragen – ohne dass dafür größere Bioreaktoren angefahren werden müssen.

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Dies spart Kosten, erleichtert und beschleunigt die Entwicklung neuer Zelllinien und Produktionsprozesse. TAP hat sich als Spezialist für kleine Fermenter etabliert. Im vergangenen Jahr machte das 1987 gegründete Unternehmen einen Umsatz von 26 Millionen Euro und beschäftgt derzeit 160 Mitarbeiter. Sartorius beziehungsweise deren Biotech-Tochter Sartorius Stedim, über die der Kauf abgewickelt wird, hofft nun darauf, die Transaktion bis zum Ende des laufenden Jahres abzuschließen. Die Führungsgremien haben dem Deal bereits zugestimmt. Bereits in der Vergangenheit hatte es Übernahmen im Markt für Zellkultur gegeben. So hatte sich die Hamburger Eppendorf AG Anfang 2012 den Bioreaktor-Spezialisten Dasgip aus Jülich einverleibt.

 

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Biomembranen auf Graphen gedruckt

Beim neuen Verfahren der Karlsruher Forscher bringt eine Nanospizte einzelne Phospholipid-Membranstücke auf eine Graphen-Oberfläche auf. <ic:message key='Bild vergrößern' />
Beim neuen Verfahren der Karlsruher Forscher bringt eine Nanospizte einzelne Phospholipid-Membranstücke auf eine Graphen-Oberfläche auf. Quelle: Hirtz/Nature Communications

Karlsruher Forscher haben Zellmembran-Moleküle auf eine Graphen-Schicht gedruckt und damit den Weg frei für neuartige Biosensoren gemacht.

Forscher um Michael Hirtz und Harald Fuchs vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT) haben ein neues Verfahren entwickelt, um mit technischen Mitteln Biomembranen nachzubauen: Mit einer nanometerfeinen Spitze können sie maßgeschneiderte Phospholipid-Membranstücke auf ein Substrat aus dem Kohlenstoffmaterial Graphen aufbringen. Die so gefertigten biomimetischen, also biologische Strukturen nachahmenden, Membranen sind in wässriger Umgebung stabil. Sie könnten einmal zu neuen Anwendungen in Medizin und Biotechnologie führen, so die Forscher. „Die von uns angewandte Methode benutzt eine feine Spitze, um Lipidmembranen auf Oberflächen zu schreiben – ähnlich einem Federkiel, der Tinte auf Papier bringt“, erläutert Hirtz. Durch den Einsatz von parallel angeordneten Spitzen lässt sich sogar mit verschiedenen „Lipid-Tinten“ gleichzeitig schreiben, was Membranstrukturen unterschiedlicher chemischer Zusammensetzung ermöglicht.

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Bisher wurden künstliche Membranen vor allem auf Siliziumdioxid-Oberflächen erstellt, schreiben die Materialwissenschaftler im Fachjournal Nature Communication (2013, Online-Veröffentlichung). Mit Graphen als Trägermaterial können sich die aufgebrachten Membranstückchen besser bewegen. Die Folge: Die fertige Membran ist einheitlicher und gleichmäßiger. Ein weiterer Vorteil von Graphen ist seine einstellbare Leitfähigkeit. Wenn die Lipide mit entsprechenden Bindungsstellen für zum Beispiel bestimmte Proteine ausgerüstet werden, kann nach dem Andocken des Zielproteins ein Ladungstransfer von den Lipiden zum Graphen stattfinden. Die dadurch hervorgerufene Änderung der Leitfähigkeit ist messbar. Die Forscher um Hirtz wollen ihre biomimetischen Membranen künftig dazu nutzen, neuartige Biosensoren zu bauen. „Proteinsensoren könnten in der medizinischen Diagnostik eingesetzt werden“, berichtet der KIT-Wissenschaftler. Durch die Möglichkeit, Enzyme in diese künstliche Membran lose einzubinden, ist außerdem ein Einsatz solcher gedruckten Membranen in Bioreaktoren denkbar. Als Biokatalysatoren setzen diese Enzyme hier spezifisch Ausgangssubstanzen in gewünschte Produkte um. Neben den Karlsruhern waren auch Forscher der britischen Universität Manchester maßgeblich an der Entwicklung dieser Technologie beteiligt.

  

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Genvariante begünstigt Blasenkrebs

Urothelkarzinom der Blase – Die Krebszellen zeigen veränderte, unterschiedliche Zellkerne. <ic:message key='Bild vergrößern' />
Urothelkarzinom der Blase – Die Krebszellen zeigen veränderte, unterschiedliche Zellkerne. Quelle: KGH/Wikimedia Commons/wikipedia.de

Wissenschaftler vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg haben eine Mutation aufgespürt, die die Telomerase-Aktivität beeinflusst und somit den Krankheitsverlauf bei Blasenkrebs verschlechtert.

Bei 65 Prozent der untersuchten Blasenkrebs-Fälle führte die Erbgut-Veränderung zu einer übermäßigen Aktivität der als „Unsterblichkeits-Enzym“ bekannten Telomerase. Wiesen die Patienten jedoch zusätzlich eine gewisse Genvariante auf, hatte die Mutation keinen Einfluss. Entdeckt hatten die Forscher um Rajiv Kumar die Mutation bei bösartigem Schwarzen Hautkrebs. Wie sie im Fachjournal PNAS  (2013, Online-Vorabveröffentlichung) beschreiben,  untersuchten sie gemeinsam mit schwedischen Kollegen die Bedeutung dieser Erbgut-Veränderung bei Blasenkrebs. Die Telomerase schützt bei der Zellteilung die Chromosomen-Enden vor dem Abbau und verhindert so die Alterung oder den vorzeitigen Tod der Zellen.

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Bei der mutierten Variante können aktivierende Proteinfaktoren an den Promotor des Telomerase-Gens binden. Aufgrund der dadurch erhöhten Telomerase-Bildung werden die Zellen quasi unsterblich. Als Folge zeichnet sich bei Betroffenen ein ungünstigerer Krankheitsverlauf ab und der Krebs kehrt nach der Behandlung häufiger zurück. Manche Patienten wiesen jedoch zusätzlich eine besondere Genvariante des Telomerase-Schalters auf. Träger dieser seltenen Version blieben weitgehend von dem ungünstigen Effekt verschont. „Weil sie sich so häufig teilen, sind Tumorzellen von der Telomerase abhängig, um ihr Erbgut intakt zu halten“, erläutert Kumar. Deshalb gehen die Forscher davon aus, dass die Zellen mit der aktivierenden Genmutation im Telomerase-Promotor bei der Zellteilung begünstigt werden. Neuartige Medikamente, die die Telomerase-Aktivität regulieren sollen, werden bereits in klinischen Studien der Phase III überprüft. Durch die medikamentöse Blockade der Telomerasen könnte das Wachstum von Blasenkrebs gehemmt werden, vermuten die Krebsforscher. Außerdem sehen Sie in der Kombination aus Mutation und Genvariante einen Biomarker, der Auskunft über den Verlauf der Erkrankung geben könnte.

 

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