Science4Life: Mit Lebertest zum Sieg

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Die Science 4 Life Schirmherren Jochen Maas und Florian Rentsch (links und rechts außen) mit dem Gewinnerteam aus München: (2. v. l.) Ludwig Felber, Romina Wiedmann und Andreas Benesic. Quelle: Nathalie Zimmermann

03.07.2013  - 

Mit einem Bluttest, der die Giftigkeit von Arzneien vorhersagt, hat ein Münchner Gründerteam beim Science4Life Venture Cup abgeräumt. Das Team Metaheps wurde bei der 15. Ausgabe des Businessplan-Wettbewerbs in Frankfurt am Main mit dem 1. Platz ausgezeichnet. Den mit 25.000 Euro dotierten Preis gewannen die Forscher für die Entwicklung eines Bluttests, der die Lebertoxizität von Medikamenten vorhersagt. Der hessische Wirtschaftsminister Florian Rentsch und Sanofi Forschungschef Jochen Maas prämierten die zehn besten Gründerteams am 1. Juli für ihre innovativen Geschäftsideen mit Preisgeldern im Gesamtwert von 56.000 Euro.

In diesem Jahr verzeichnete der Wettbewerb Science4Life Venture Cup Rekordzahlen: Insgesamt 360 Teilnehmern hatten 118 Geschäftsideen eingereicht. Die Gründerinitiative bietet jungen Unternehmen aus der Life-Science-Branche kostenlose Beratung und Betreuung. Alljährlich sind Entrepreneure in spe dazu eingeladen, ihre Innovationen im größten deutschen Businessplan-Wettbewerb in Unternehmenserfolge umzusetzen. Neben Themen aus der Biotechnologie, gab es insbesondere auch Ideenbewerbungen aus den Bereichen Medizintechnik, Pharma und erneuerbare Energien. Hessens Staatsminister für Wirtschaft, Florian Rentsch, unterstrich anlässlich der Preisverleihung die Wichtigkeit der Neugründungen für das Wohl der Patienten einerseits und für die Wirtschaft des Landes andererseits.

Alle Preisträger des 15. Science4Life Venture Cup im Forum der Hauptverwaltung der Deutschen Bundesbank.Lightbox-Link
Alle Preisträger des 15. Science4Life Venture Cup im Forum der Hauptverwaltung der Deutschen Bundesbank.Quelle: Nathalie Zimmermann

Individualisierte Therapie durch individualisierte Prognose

Das Team Metahep vom Klinikum der Ludwig-Maximilian-Universität München landete auf dem ersten Platz. Aus Sicht der Jury schnitten die Wissenschaftler in den festgelegten Bewertungskriterien wie etwa der Qualität der Geschäftsidee, der Qualifikation des Managements und der Darlegung der Chancen am Markt am besten ab. Zudem verspricht ihre Idee Umbrüche in der pharmazeutischen Forschung: 

 „Im Endeffekt handelt es sich um einen Allergietest für die Leber“, erläutert Projektleiter Andreas Benesic die Innovation seines Teams. Je nach physiologischen Voraussetzungen reagieren verschiedene Patienten unterschiedlich auf  die gleiche medikamentöse Behandlung. Leberschäden, die so entstehen können, sind häufig dafür verantwortlich, dass viele Medikamentenneuentwicklungen in späten Entwicklungsphasen scheitern oder schnell wieder vom Markt genommen werden müssen. „Wir können jetzt vorhersagen, ob ein Patient ein bestimmtes Medikament verträgt, oder nicht“, sagte Andreas Benesic gegenüber biotechnologie.de. Auch die Kombination der Medikamente, die untereinander wechselwirken, kann so künftig individuell optimiert werden. Entwicklungen an Kandidatensubstanzen, die wegen Lebertoxizität abgebrochen worden sind, könnten wiederaufgenommen werden. Neben dem Nutzen für Patienten, ergeben sich beträchtliche wirtschaftliche Aspekte: In Zukunft können der Verlust von Investitionen vermieden und Studien schneller vorangetrieben werden.

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Mit Blutproben Leben retten

Um die individuelle Toxizität zu bestimmen, reicht eine kleine Blutprobe von 10 Millilitern aus. „Wir wandeln weiße Blutzellen mit einem wilden Mix aus Botenstoffen gewissermaßen in Leberzellen um“, so der Mediziner. Diese Zellen werden verschiedenen Medikamenten ausgesetzt, um abzuleiten welche Wirkstoffe der Patient verträgt. Weil man die Zellen im Labor in Echtzeit genauestens beobachten kann, findet man dabei auch heraus, wie genau die Leber auf bestimmte Medikationen reagiert oder welche Ursachen außerdem zugrunde liegen. Die Analyse soll für die klinische Anwendung in einem Toolkit angeboten werden. Möglichst im ersten Quartal des kommenden Jahres wollen sich die Wissenschaftler von der Münchner Universität trennen, um ihr eigenes Unternehmen zu gründen.

Platz zwei für Tumorkiller-Viren

Für eine neuartige virale Therapie gegen Krebs wurde die Viratherapeutics GmbH aus Innsbruck mit dem zweiten Preis ausgezeichnet. „Die krankmachenden Viren kennen wir gut. Es gibt aber auch Viren, die für den Menschen harmlos sind, aber den Krebs mögen, ihn infizieren und zerstören“, sagte Projektleiterin Dorothee von Lear bei der Prämierung. Im Gegensatz zu bereits vorhandenen Therapieansätzen findet bei der Behandlung des Innsbrucker Teams kein Effektivitätsverlust statt. Erste Erfolge  bei Tests mit Hirn-, Eierstock- oder Haukrebszellen konnten die Wissenschaftler schon verzeichnen. In einem Tumormodell erreichten sie sogar die vollständige Heilung.

Science4Life

Weitere Informationen zu Science4Life finden Sie auf den Webseiten der Gründerinitiative: hier klicken. 

Brotbox aus Laubblättern

Der dritte Platz ging an die Gründer der Immunoligo GmbH aus Bonn. Ihre Idee: Ein Wirkstoff, der im Körper Krebszellen in einen Impfstoff gegen das Krebsgewebe selbst umwandelt. Unter den Plätzen sechs bis zehn war auch ein Gründerteam vertreten, das zwar weder medizinisch noch biotechnologisch forscht, aber Interessantes für die Bioökonomie zu bieten hat. Kurioserweise setzt sich das Münchner Team Leaf Republic nicht aus Biologen oder Materialforschern zusammen, sondern aus Designern, Betriebswirten und einem Regisseur. Nachhaltige Lebensmittelverpackungen aus biologischem Kunststoff brachten den Jungunternehmern ein Preisgeld von 2000 Euro ein. Die einzigartige grüne Optik und die Haptik erinnern nicht nur an ein Naturprodukt; die biologisch abbaubaren Behälter bestehen tatsächlich aus Laub.

Weiterhin Schub für Gründer

„Eine ausgeprägte Gründerkultur gehört zu den Voraussetzungen für eine dynamisch wachsende Volkswirtschaft“, sagte Bundesbank-Präsident Hans-Joachim Kohse anlässlich der Preisverleihung. Um diesen kreativen Gründern weiterhin die Möglichkeiten und das Handwerkszeug zu bieten, aus den guten Ideen der Forscher funktionierende Geschäftsmodelle zu entwickeln, wolle man Science4Life gemeinsam mit dem Land Hessen in Zukunft weiterführen, so Jochen Maas, Schirmherr und Forschungschef von Sanofi. Schon am 16. September 2013 startet der 16. Science4Life Venture Cup.

© biotechnologie.de/bs

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