Neue Diabetes-Allianz in München geschmiedet
05.12.2012 -
Erneut geht ein großer Pharmakonzern ein Bündnis mit einer Forschungseinrichtung ein. Mit Beginn des Jahres 2013 starten das Institut für Diabetes und Adipositas (IDO) am Helmholtz Zentrum München und der Pharmakonzern Sanofi eine gemeinsame Forschungsinitiative gegen Adipositas-bedingten Diabetes. Das Bündnis will vor allem nach neuen Wirkorten für Medikamente suchen und bessere Screeningmethoden entwickeln. Fortschritte auf diesem Gebiet werden dringend benötigt. In Mitteleuropa sind mehr als 60 Prozent der Bevölkerung übergewichtig, fast jeder Typ-2-Diabetiker hat ein Gewichtsproblem, hat die Adipositas Stiftung Deutschland erst kürzlich festgestellt.
Im Jahr 2030 werden 550 Millionen Menschen an Diabetes leiden, prognostiziert die Internationale Diabetes Föderation. Bei Typ 2-Diabetes steht ein Risikofaktor ganz oben auf der Liste: die Fettsucht oder Adipositas. Bei vielen krankhaft übergewichtigen Patienten kann im Laufe der Zeit der gesamte Stoffwechsel durcheinandergewirbelt werden. Im Zusammenspiel zwischen Bluthochdruck, veränderten Blutfettwerten und Insulinresistenz steigt das Risiko für eine ganze Reihe von Folgeerkankungen, wie zum Beispiel Herzkrankheiten, gleichzeitig sinkt die Lebenserwartung um mehrere Jahre.
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Tiermodelle und Kohortenstudien
Das IDO und Sanofi wollen ihre jeweiligen Stärken kombinieren, um bei der Entwicklung von neuen Therapien voranzukommen. Über den neuen Kooperationspartner ist Sanofi voll des Lobes und setzt vor allem auf die „kreative wissenschaftliche Herangehensweise“ von Institutsleiter Matthias Tschöp – einem führenden Experten auf dem Gebiet von Energiehaushalt und Adipositas (zum Profil…). Die in München vorhandenen Diabetes-Tiermodelle und gut dokumentierten epidemiologischen Daten aus Kohortenstudien sollen eine schnelle Umsetzung der Ergebnisse der Grundlagenforschung in die Anwendung erleichtern.
„Wir haben ein ehrgeiziges internationales Forscherteam rekrutiert, neueste methodische Ansätze etabliert und können auf Sanofis herausragende Expertise im Bereich der pharmakologischen Validierung und Moleküloptimierung zurückgreifen,“ unterstreicht Matthias Tschöp. Während die Münchner also anscheinend vor allem bei der Suche nach neuartigen Wirkstoffen und –prinzipien punkten, könnte Sanofi das Bündnis wohl vorranig in Sachen Arzneimittelentwicklung voranbringen. In der 70. Folge von biotechnologie.tv stellen wir unter anderem neue Forschungsergebnisse aus dem DZNE in Bonn vor.Quelle: biotechnologie.tv
Austauschprogramm für beteiligte Wissenschaftler
Die beiden Partner wollen zunächst mit zwei gemeinschaftlichen Projekten beginnen, in deren Verlauf zum Beispiel genomweite RNA-Interferenz-Screenings genutzt werden, um Stoffwechselwege und Proteine zu identifizieren, die den Energieumsatz regulieren. Zudem planen die beiden Partner ein Austauschprogramm für die jeweils beteiligten Wissenschaftler. Für das IDO und Sanofi ist es nicht die erste Kooperation auf dem Gebiet der Diabetes-Forschung. Gemeinsam mit drei anderen Helmholtz-Instituten und mehr als 25 weiteren Partnern sind sie Bestandteil der Helmholtz-Allianz ICEMED (mehr…). ICEMED steht für “Imaging and Curing Environmental Metabolic Diseases”, also die „Visualisierung und Therapie Umweltbedingter Stoffwechselerkrankungen". Die Forscher wollen in den kommenden fünf Jahren neue bildgebende Techniken entwickeln, die das Beobachten von Stoffwechselvorgängen im Gehirn ermöglichen.
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