Expertenrat überreicht erstes Gutachten zur Bioökonomie

Lesestoff für die Bundesregierung: Der Vorsitzende des Bioökonomierates Reinhard F. Hüttl überreicht das Gutachten des Expertengremiums an Bundesforschungsministerin Annette Schavan (re.) und Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner (li). <ic:message key='Bild vergrößern' />
Lesestoff für die Bundesregierung: Der Vorsitzende des Bioökonomierates Reinhard F. Hüttl überreicht das Gutachten des Expertengremiums an Bundesforschungsministerin Annette Schavan (re.) und Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner (li). Quelle: biotechnologie.de

08.09.2010  - 

Wenige Wochen bevor die Bundesregierung eine nationale Forschungstrategie zum biobasierten Wirtschaften vorlegen wird, hat der von ihr eingesetzte Bioökonomierat sein erstes Gutachten präsentiert. In feierlichem Rahmen hat das Expertengremium am 8. September seine Empfehlungen in Berlin an Bundesforschungsministerin Annette Schavan und Bundesagrarministerin Ilse Aigner überreicht. Der Ratsvorsitzende Reinhard Hüttl stellte den verstärkten globalen Bedarf an Biomasse als Nahrungsmittel und Rohstoff in den Vordergrund der Herausforderungen der Bioökonomie. Nach Ansicht des Rats sind künftig viele innovative Technologien gefragt, um biologische Ressourcen effektiver und gleichzeitig nachhaltig zu nutzen. Der Rat empfiehlt dazu, die Bioökonomie wesentlich stärker interdisziplinär und systemisch entlang der gesamten Wertschöpfungskette aufzustellen. Der Biotechnologie kommt darin eine wichtige Rolle zu.

Der Bioökonomierat wurde Anfang 2009 als unabhängiges Berater-Gremium für die Bundesregierung durch das Bundesforschungsministerium (BMBF) und das Bundesernährungsministerium (BMELV) eingerichtet. Es ist administrativ bei der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften (acatech) angesiedelt (mehr...).

20 Monate nach seiner Gründung hat der mit Industrievertretern verschiedener Branchen und Wissenschaftern besetzte Bioökonomierat nun sein erstes Gutachten in Berlin vorgestellt.

Die Übergabe der Gutachtens fand in den Räumen des Eugen-Gutmann-Hauses am Pariser Platz in Berlin statt.Lightbox-Link
Die Übergabe der Gutachtens fand in den Räumen des Eugen-Gutmann-Hauses am Pariser Platz in Berlin statt.Quelle: biotechnologie.de
Es enthält Empfehlungen, die die Bundesregierung bei der Erarbeitung einer nationalen Forschungsstrategie zum Thema unterstützen soll. Bei der Überreichung im Eugen-Gutmann-Haus am Pariser Platz sagte Bundesforschungsministerin Annette Schavan, die Empfehlungen seien eine „wichtige wissenschaftliche Expertise, auf deren Grundlage Entscheidungen für ein verantwortbares Wirtschaften mit biologischen Ressourcen getroffen werden können“. Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner sagte, es gehe bei der bio-basierten Wirtschaft  „um intelligente Nutzungen auf dem Weg vom Erdöl zum sonnenbasierten Rohstoff Pflanze.“

Was zur Bioökonomie gehört

Den im Zuge der Lissabon-Strategie der Europäischen Union geborene Begriff  „Bioökonomie“ definiert das Expertengremium in seinem neuen Gutachten so: „Biökonomie umfasst alle wirtschaftlichen Sektoren und ihre dazugehörigen Dienstleistungen, die biologische Ressourcen produzieren, be- und verarbeiten oder in irgendeiner Form nutzen.“  Im Wirtschaften mit biologischen Ressourcen sieht der Rat ein immenses Potenzial entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Dies reiche von der „Erzeugung der Biomasse in der Land- und Forstwirtschaft bis hin zu Endprodukten in der Ernährungswirtschaft, in der Energiewirtschaft und in den Industriebereichen wie der Chemie-, Textil-, Papier- oder Pharmaindustrie“.

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Effiziente Wertschöpfungsketten

Um das Gebiet in seiner Breite abzubilden, hat der Bioökonomierat vier Arbeitsgruppen mit Experten gebildet, und zwar zu den Feldern Boden, Pflanze, Tier und Biotechnologie.  Jede Arbeitsgruppe hat ihre Ergebnisse in separaten Positionspapieren veröffentlicht. Die AG Biotechnologie erörtert in ihrem Bericht die Rolle der industriellen Biotechnologie, also die Anwendung von Enzymen und Mikroorganismen zur Herstellung von Biotreibstoffen und Bioprodukten, als wesentlichen Treiber für eine wettbewerbsfähige und nachhaltigen Bioökonomie.

„Mit Blick auf die Anpassung an die globalen Herausforderungen wie den Klimawandel und die zunehmende Nachfrage nach Biomasse für Nahrungsmittel sowie Energie sind Ertragssteigerungen unerlässlich“, betonte der Vorsitzende des Bioökonomierats Reinhard F. Hüttl in Berlin. Da Biomasse zunehmend als Ersatz für fossile Rohstoffe im Bereich der Kraftstoffe und Chemikalien genutzt werde, verschärfe sich die Nachfragesituation, bei gleichzeitig knappen Ressourcen Boden, Wasser und Nährstoffe. Daher komme es darauf an, die verfügbaren Anbauflächen effektiver und nachhaltig zu nutzen. Dazu plädieren die Mitglieder des Bioökonomierats für Offenheit gegenüber sämtlichen innovativen Technologien, dazu zählten neben der Züchtungsforschung auch die Gentechnik, die Bioinformatik oder die Systembiologie. Ein weiterer zentraler Punkt der Empfehlungen des Bioökonomierats: „Wir müssen die Bioökonomie stärker im System aufstellen und die Forschung in Deutschland in Wertschöpfungsketten zusammenführen“, so Hüttl.

Bioökonomierat (BÖR)

Das 60-seitige Gutachten des Bioökonomierats: PDF download 

Das Positionspapier der AG Biotechnologie des BÖR: PDF download

Mehr Informationen zum Bioökonomierat : hier klicken

Bioökonomie jenseits der Biomasse

Christian Patermann ist als ständiger Gast ein Mitglied des 19-köpfigen Bioökonomierats. Er gilt als einer der Väter des Begriffes „wissensbasierte Bioökomomie“, schließlich hat er als damaliger Direktor für Biotechnologie, Landwirtschaft und Ernährung in der Generaldirektion Forschung der Europäischen Kommission in Brüssel an der Ausarbeitung dieses Konzepts für das 7. Rahmenprogramm der EU mitgewirkt. Im Gespräch mit biotechnologie.de betonte Patermann, die Bioökomomie dürfe nicht nur auf den Agrarbereich- wie die Produktion und Verwertung von Biomasse- reduziert werden. Zu höchst relevanten Gebieten zählt Patermann etwa die Bekämpfung von Tierseuchen, die Alternsforschung, die biotechnologische Entwicklung von Enzymen etwa für die Lebensmittelindustrie sowie die Produktion von Wirk-und Wertstoffen.

In seinem zukünftigen Arbeitsprogramm will der Bioökonomierat nun seine Empfehlungen weiter präzisieren und vorrangige Themen für die Bioökonomie-Forschung benennen. Hierbei sollen auch Zeitangaben für deren Umsetzung herausgearbeitet werden. 

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