Fehlendes Eiweiß schützt vor Herzinfarkt

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In einer Schlagader einer Maus, die das Eiweiß PLD1 nicht bilden kann, wird nach einer Gefäßverletzung kein gefährlicher Blutpfropf gebildet. Quelle: Rudolf-Virchow-Zentrum

06.01.2010  - 

Fehlt dem Körper ein bestimmtes Protein zur Blutgerinnung, kann das Herzinfarkte und Schlaganfälle verhindern. Die Blutgerinnung selbst ist aber nicht beeinträchtigt. Das berichten Forscher um Bernhard Nieswandt vom Rudolf-Virchow-Zentrum der Universität Würzburg im Fachjournal Science Signaling (2010, Bd. 3, Nr. 103). Die Wissenschaftler fanden in Versuchen mit Mäusen heraus, dass das körpereigene Eiweiß namens Phospholipase D 1 (PLD 1) einen Blutpfropfen in den Adern besonders stabil und damit gefährlich macht. Die Mediziner suchen nun nach geeigneten Medikamenten, mit denen sie das PLD 1-Eiweiß gezielt blockieren können.

Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind in Deutschland die häufigste Todesursache und für Millionen ein chronisches und lebensbedrohendes Gesundheitsproblem.  Herzinfarkte oder Schlaganfälle entstehen, wenn Blutgefäße im Herzmuskel oder im Gehirn durch Gerinnsel verstopft werden. Solche Blutklümpchen entstehen an beschädigten Gefäßinnenwänden, wie sie meist durch Ablagerungen mit zunehmenden Alter entstehen. Daran verhaken sich Blutplättchen miteinander und lösen dann die kaskadenartige Reaktion der Blutgerinnung aus.

Alle gängigen Blutverdünner haben Nebenwirkungen

Durchblutungsstörungen werden mit Blutverdünnern behandelt, nach Infarkten kommen stark wirksame Medikamente zum Einsatz, um den entstandenen Blutpfropf möglichst wieder aufzulösen. Doch alle bisher verfügbaren Medikamenten haben erhebliche Nebenwirkungen: Da sie die natürlich ablaufende Blutgerinnungsreaktion drosseln, funktioniert bei kleinen Verletzungen die Blutstillung nur noch langsam. Bei starken gerinnungshemmenden Medikamenten treten immer wieder innere Blutungen auf, und selbst eigentlich harmlose Operationen werden zum Risiko.

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Ein Ziel von Medizinern ist es, die feinen Unterschiede zwischen dem Ablauf der normalen Blutgerinnung und der Entstehung krankhafter Blutpfropfen zu verstehen, um letztere möglichst gezielt zu verhindern.

Mäuse ohne das Eiweiß weitgehend vor Infarkt gefeit

Einen wichtiger Schritt  in diese Richtung ist nun den Forschern um Bernhardt Nieswandt vom Würzburger Rudolf-Virchow-Zentrum durch Studien an Mäusen gelungen: Sie züchteten gentechnisch veränderte Mäuse heran, die das Eiweiß Phospholipase D1 (PLD 1), ein wichtiger Akteur in der Gerinnungsreaktion, nicht mehr herstellen können. Ergebnis: Die Mäuse ohne PLD 1 bildeten im Experiment keine großen Blutpfropfen aus und die Tiere waren zum Großteil vor Infarkt und Schlaganfall geschützt. Offenbar ist die Phospholipase ein wichtiger Treiber der Bildung hartnäckig verklebender Blutgerinnsel, wie sie bei Herzkreislauf-Leiden vorkommen. Der interssante Nebeneffekt:  Die normale Blutgerinnung der Tiere - etwa nach einer Verletzung - war vom Fehlen des Eiweißes nicht beeinträchtigt.

Durch die Erkenntnisse hoffen die Forscher, künftig Herzinfarkt und Schlaganfall effektiver und schonender therapieren zu können. Dazu wollen sie nach Wirkstoffen fahnden, die das Eiweiß im Blut gezielt bei seiner verklumpungsfördernden Arbeit blockieren.

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