Wochenrückblick KW 40

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Alzheimer-Amyloidablagerungen (grün markiert) im Hirn von unbehandelten (linkes Bild) und behandelten (rechtes Bild) Mäusen. Quelle: Universität Leipzig

07.10.2008  - 

biotechnologie.de hat für Sie sieben aktuelle Nachrichten zur Biotech-Branche aus den vergangenen Tagen zusammengefasst:

Genetische Variabilität der Ackerschmalwand im Visier +++ Darmstädter Merck kann sich Engagement bei Imclone-Kauf vorstellen +++ US-Biotechunternehmen Amgen ist an Krebswirkstoff von Medigene interessiert +++ Umweltpreis würdigt Unternehmer der weißen Biotechnologie +++ Forscher aus Leipzig und Halle entwickeln Enzym-Hemmer gegen Alzheimer +++ Wenn der Atem auf Lungenkrebs hinweist +++ Mit Bakterienenzym gegen Autoimmunerkrankungen 







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News: Forscher überführen Genschmuggler

Forscherprofil: Detlef Weigel – Preisgekrönter Entwicklungsbiologe auf Abwegen


Genetische Variabilität der Ackerschmalwand im Visier

Forscher des Max-Planck-Instituts für Entwicklungsbiologie in Tübingen haben die Genome von zwei verschiedenen wilden Spezies der Ackerschmalwand entschlüsselt. Ein Exemplar von Arabidopsis thaliana stammte aus Irland, das andere aus Japan. Obwohl beide untersuchten Pflanzen zur gleichen Art gehören, sind die Genome erstaunlich unterschiedlich, berichtet MPI-Forscher Detlef Weigel in der Zeitschrift Genome Research (25. September 2008, online). Die Sequenzierung der beiden Arabidopsis-Varianten ist Teil ein weitaus größeres Vorhaben. Im Rahmen des „1001 Genom-Projekts“ sollen insgesamt 1001 Ackerschmalwand-Pflanzen aus der ganzen Welt sequenziert werden. Dies soll helfen zu klären, welche Abweichungen auf genetischer Ebene zwischen dem Genom dieser in der Pflanzenforschung sehr wichtigen Modellpflanze bestehen. Bislang wird als Standardgenom von Arabdopsis thaliana eine Variante genutzt, die im Jahr 2000 als erstes Pflanzengenom überhaupt von einem Konsortium mehrerer Forschungseinrichtungen mit deutscher Beteiligung (Arabidopsis Genome Initiative) nach vier Jahren Arbeit entschlüsselt wurde. Die Ackerschmalwand gilt als eine der Lieblingspflanzen der Genetiker, weil sie ein sehr kleines Genom hat, leicht im Labor zu züchten ist und sehr viele Samen produziert. Mit dem „1001 Genom-Projekt“ sind die Forscher um Detlef Weigel nun den Auswirkungen der genetischen Variabilität auf der Spur. Sie wollen herausfinden, wie sich abweichende Genabschnitte auf Gestalt, Entwicklung und Eigenschaften auswirken und ob es „das“ eine Genom überhaupt gibt. Das Projekt hat damit ähnliche Ziele wie das „1000 Genome Project“, das einen ähnlichen Ansatz beim menschlichen Genom verfolgt und ebenfalls die Unterschiedlichkeit einzelner Menschen auf genetischer Ebene analysieren will. Schon im Januar 2009 wollen die Pflanzenforscher mit ihrer Fleißarbeit fertig sein. Möglich wird das durch die enormen Fortschritte in der Genomanalysetechnik, die immer höhere Hochdurchsatzraten erlauben. So ist die Entschlüsselung eines Genoms heute innerhalb einer Woche erledigt. Vor einigen Jahren hätte es noch Monate oder Jahre gedauert (mehr...).

  • Mehr Informationen beim MPI für Entwicklungsbiologie: hier klicken

  • Mehr Informationen zum „1001 Genom-Projekt“: hier klicken

  • Mehr Informationen zum „1000 Genome Project“: hier klicken

Amgen ist an Krebswirkstoff von Medigene interessiert: Der weltweit größte Biotechnologie-Konzern Amgen ist offenbar an einem Wirkstoff des Münchner Unternehmens Medigene interessiert. Das berichtet die Nachrichtenagentur dpa mit Berufung auf Branchenkreise. Der Wirkstoff namens Endotag wird derzeit von Medigene gegen Bauchspeicheldrüsenkrebs an Patienten getestet und hatte zuletzt erneut gute Ergebnisse gezeigt. MediGene verfolgt mit EndoTag einen neuen Ansatz, um gezielt die Nährstoffzufuhr von Tumoren zu unterbinden. So besteht der Wirkstoff aus positiv geladenen Fettmolekül-Komplexen, die ein darin gelöstes Zytostatikum gezielt an die negativ geladenen Endothelzellen neugebildeter Blutgefäße von Tumoren transportieren. Auf diese Weise wird der Wirkstoff an den Ort des Geschehens gebracht, kann dort die Tumorgefäße direkt angreifen, die Nährstoffzufuhr des Tumorgewebes reduzieren und auch das Wachstum neuer Blutgefäße verhindern. Neben Amgen interessieren sich aber offenbar auch die Pharmakonzerne Pfizer, Novartis, Roche und Eli Lilly für den Wirkstoff, wie dpa berichtet. Die Medigene-Aktie reagierte auf das Gerücht mit einem Kurssprung. Nach Abschluss der klinischen Phase II, die für Ende des Jahres erwartet wird, will Medigene nach einem Entwicklungs- und Marketingpartner suchen. Eine komplette Übernahme schließt Finanzvorstand Thomas Klaue gegenüber der Süddeutschen Zeitung nicht aus: „Wenn ein passendes Übernahmeangebot kommt, dann würden wir auch einen Verkauf empfehlen.“ Erst im Juni hatte das Unternehmen verkündet, sich ganz auf die Gebiete Onkologie und Immunologie zu fokussieren.  Die Dermatologiesparte soll aus Kostengründen abgestoßen werden.

Mehr zu Endotag bei Medigene: hier klicken (PDF)

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Förderporträt: BioIndustrie – Cluster der weißen Biotechnologie

Bestellservice: Broschüre "Weiße Biotechnologie" kostenlos im Bestellservice anfordern

Umweltpreis würdigt Unternehmer der weißen Biotechnologie

Der mit 500.000 Euro dotierte Deutsche Umweltpreis der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) geht in diesem Jahr unter anderem an Holger Zinke, dem Gründer der hessischen Biotechnologie-Firma Brain. Er teil sich den Preis mit dem Umweltökonom Ulrich von Weizsäcker, der als Dekan der Donald Bren School für Umweltwissenschaft und -management der Universität Kalifornien als Vordenker für die Lösung globaler Umweltprobleme gilt. Zinke hat sich als einer der ersten Unternehmen damit beschäftigt, wie sich der Werkzeugkasten der Natur für die Industrie nutzen lässt. So erforscht und entwickelt die im Jahr 1993 entstandene Brain AG (Biotechnology Research And Information Network) Mikroorganismen, Enzyme und Biokatalysatoren für die industrielle Produktion. Das bekannteste Produkt der Brain AG sind Waschmittelenzyme für Henkel, die Wäsche auch bei niedrigeren Temperaturen sauber werden lässt. "Die industrielle oder 'weiße' Biotechnologie hilft Energie und Materialien einzusparen, schont endliche Ressourcen, entlastet damit die Umwelt und erhöht die wirtschaftliche Wertschöpfung. Dieses Potenzial hat Zinke als einer der Ersten erkannt und genutzt", erläuterte DBU-Generalsekretär Fritz Brickwedde die Entscheidung. Zinke habe als Protagonist ein Arbeitsgebiet von hoher sozialer, ökonomischer und ökologischer Bedeutung besetzt. Damit helfe er, Nachhaltigkeit bei Herstellungsprozessen in der Industrie auf natürlicher und biologischer Basis zu etablieren und die Unabhängigkeit von endlichen fossilen Rohstoffen zu erhöhen.

Mehr informationen rur Brain AG: hier klicken

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Forscherprofil: Tobias Hartmann – Alzheimer aufhalten

Forscher aus Halle und Leipzig entwickeln Enzym-Hemmer gegen Alzheimer

In Deutschland leiden aktuell mehr als eine Million Menschen unter einer Demenzerkrankung, zwei Drittel davon unter Morbus Alzheimer. An Therapieansätzen für Alzheimer wird intensiv geforscht: Derzeit befinden sich 38 neue Präparate in der klinischen Erprobung, wie der Verband Forschender Arzneimittelhersteller (VFA) erst kürzlich zum Weltalzheimertag berichtet hatte. Wer von Alzheimer betroffen ist, bei dem lagern sich bestimmte falsch gefaltete Eiweiße (Amyloid Plaques) im Gehirn ab. Wissenschaftler der Universität Leipzig haben nun gemeinsam mit der Hallenser Biotechnologie-Firma Probiodrug einen neuen Ansatz entdeckt, wie sich Alzheimer möglicherweise an der Ursache behandelt lässt. Im Mittelpunkt steht dabei das Enzym Glutaminyl-Zyklase (QC), von dem die Forscher vermuten, dass es für die Bildung der gefährlichen Amyloid Plaques entscheidend verantwortlich ist. Wie das Forscherteam im Fachmagazin Nature Medicine (2008, 28. September Online-Vorabveröffentlichung) berichtet, sorgt das Enzym offenbar dafür, dass besonders gefährliche Eiweißstücke (Amyloid-beta-Peptide) im Gehirn versiegelt werden und dadurch schwer abbaubar sind. Dabei werden auch eigentlich unveränderte Eiweiße derart verwandelt, dass sie zu immer größeren Eiweißhaufen verklumpen und dem in der gesunden Nervenzelle stattfindendem Abbau entzogen werden. Um diese Entwicklung zu verhindern, entwickeln die Forscher nun einen Ansatz, das Enzym gezielt zu hemmen. In einem ersten Tierversuch hat die Strategie funktioniert. Die Veröffentlichung zeigte, dass die orale Gabe eines QC-Inhibitors bei Nagetieren zu einer deutlichen Verbesserung der Gedächtnisleistung geführt hat. Nun sollen erfolgversprechende QC-Hemmer für eine klinische Prüfung am Menschen entwickelt werden. Dies soll gemeinsam mit der JSW-CNS Research G.m.b.H. in Graz, Österreich, erfolgen, die auf alle Aspekte der vorklinischen und klinischen Forschung am Zentralnervensystem spezialisiert ist. Die Etablierung von gentechnisch veränderten Alzheimer-Mausmodellen zur Charakterisierung und Bewertung  möglicher klinischer Kandidaten wird vom BMBF durch die Initiative KMU-Innovativ unterstützt.

 

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Dossier: Mit Biotechnologie gegen Krebs

Wenn der Atem auf Lungenkrebs hinweist

Ganz einfach in ein Gerät atmen statt aufwendige Röntgenaufnahmen oder eine Lungenspiegelung unter örtlicher Betäubungzu erdulden - so könnte künftig ein Diagnoseverfahren für Patienten mit Verdacht auf Lungenkrebs aussehen. 50.000 Menschen erkranken jedes Jahr in Deutschland an Lungenkrebs, es ist die dritthäufigste Krebsart in Deutschland und steht als Ursache für Sterbefälle bei Krebspatienten auf Platz 1. Die Früherkennung von Lungenkarzinomen, die für optimale Heilungschancen von großer Bedeutung ist, gilt als äußerst schwierig.Denn in der Frühphase der Erkrankung lässt sich nur schwer zwischen chronisch-entzündlichen und tumorbedingten Beschwerden unterscheiden.Hinzu kommt, dass die aktuell verfügbaren Untersuchungsmethoden mit erheblichen Belastungen für die Patienten verbunden sind. Das gilt für röntgenologische Verfahren mit ihrer Strahlenbelastung ebenso wiefür Spiegelungen der Atemwege durch eine Bronchoskopie, die häufig mit einer Lungenspülung (Lavage) oder einer Entnahme von Gewebeprobenverbunden wird. Forscher von der Universitäts Leipzig und dem Fraunhofer Institut für Zelltherapie und Immunologie haben jetzt in einem Projekt der Stiftung Industrieforschung ein Testverfahren entwickelt, das Lungentumore aus der Atemfeuchtigkeit nachweisen kann - und zwar in einem besonders frühen Stadium. Patienten müssen nur zehn Minuten in ein Gerät hineinblasen. Anschließend wird die Atemluft mithilfe einer weiterentwickelten „Elisa-Technik“ auf bestimmte Eiweißemoleküle untersucht, die als Lungenkrebsmarker dienen. „Wir haben jetzt in einer kleinen Serie Patienten getestet, bei denen bereits Lungenkrebs festgestellt wurde. Hier konnten wir die Eiweiße zu hundert Prozent nachweisen“, erläutert Hubert Wirtz, Leiter der Pneumologie der Universitätsklinik Leipzig. Nun muss sich das neue Gerät in einer großen Patientengruppe beweisen. Die Forschungsinstitute arbeiten bereits mit Unternehmen aus Brandenburg und Mitteldeutschland zusammen, die diese Testmethodik in ein marktreifes Produkt umsetzen wollen.

Mehr Informationen bei der Stiftung Industrieforschung: hier klicken

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Dossier: Glykobiotechnologie im Aufwind

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Mit Bakterienenzym gegen Autoimmunerkrankungen

Das menschliche Immunsystem ist in der Lage, Bakterien und Viren, die in den Körper eingedrungen sind, effizient zu bekämpfen und so den Organismus vor lebensbedrohlichen Infektionen zu schützen. Daran beteiligt sind unter anderem Antikörper. Kommt es jedoch zu einer Fehlsteuerung im Immunsystem, können die Antikörper auch eigentlich gesundes Gewebe angreifen und im schlimmsten Fall chronische Erkrankungen wie etwa Multiple Sklerose oder Arthritis auslösen. Wissenschaftler um Falk Nimmerjahn von der Universität Nürnberg-Erlangen hat nun in Zusammenarbeit mit einer Arbeitsgruppe der Universität Lund (Schweden) einen neuen Therapieansatz gefunden, der die schädigende Wirkung der Antikörper blockiert. Wie die Forscher im Fachmagazin Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS, 2008, Vol. 105, Nr. 39, S. 15005-15009) berichten, haben sie ein bakterielles Enzym identifiziert, das die so genannte Zuckerseitenkette des Antikörpers entfernt. Ein solches Zuckermolekül ist Bestandteil jedes Antikörpers. Fehlt die Zuckerseitenkette, kann der Antikörper nicht funktionieren und verliert seine entzündliche Wirkung. Bisher war es der Wissenschaft noch nicht möglich, diese Schwachstelle der Antikörper gezielt anzugreifen. Jetzt konnten die Wissenschaftler berichten, dass ihr Ansatz im Tiermodell funktioniert hat und eine Reihe von Autoimmunerkrankungen erfolgreich unterdrückt wurde. Außerdem konnten die Forscher zeigen, dass auch menschliche Antikörper nach Behandlung mit dem Enzym ihre entzündliche Wirkung verlieren. Ein großer Vorteil der neuen Therapie ist, dass das Enzym gezielt auf bestimmte Antikörper wirkt und nicht – wie derzeit gängige Verfahren – das Immunsystem komplett unterdrückt und die Patienten anfällig für Infektionen macht.

Mehr Informationen bei der Universität Nürnberg-Erlangen: hier klicken

Videos

Kurzfilme zur Biotechnologie in unserer Videorubrik

Ob Medizin, Landwirtschaft oder Industrie - in unserer Videorubrik finden Sie eine ganze Reihe von Kurzfilmen, die Sie leicht verständlich in die Welt der Biotechnologie einführen. 


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Kreidezeit - Begriffe aus der Biotechnologie

Von A wie Antikörper bis Z wie Zellkultur - die Kreidezeit erklärt Begriffe aus der Biotechnologie kurz und knapp an der Tafel. Alle Videos finden Sie in unserem Filmarchiv.


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